Mit ihrer Debüt-EP „Clover“ sorgt die Leverkusener Musikerin Emily Otto am Mittwoch für Aufmerksamkeit.
Sängerin im InterviewLeverkusenerin Emily Otto veröffentlicht Debüt-EP „Clover“

Emily Otto, hier mit Bruder Dylan, bringt ihre erste EP heraus, sie heißt „Clover“.
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Das erste Hören der vier Blätter des „Kleeblatts“ – der EP – ist eine Reise zwischen Soul-Pop, Neo-Soul und Jazz. Im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“ erzählt Emily Otto, warum ihre erste EP „Clover“ für sie wie ein Glückskleeblatt gewachsen ist – und wie sie zwischen Lampenfieber, Rückenwind und Jazz-Wurzeln ihren ganz eigenen Sound gefunden hat. Über eine der spannendsten Newcomerinnen der Region.
Wie fühlt es sich an, „Clover“ endlich in den Händen – oder besser – in den Ohren der Leute zu wissen?
Emily Otto: Besonders. Ich habe so lange immer nur von meiner Musik erzählt – jetzt kann ich endlich einfach einen Link schicken und sagen: „Das bin ich.“ Gleichzeitig ist da auch Druck. Als Newcomerin ist diese erste EP alles, was die Leute von mir kennen. Ich bin dann plötzlich „die Emily Otto, die Musik macht wie auf Clover“. Das fühlt sich groß an – ein bisschen beängstigend. Aber vor allem schön.
Der Titel „Clover“ – also „Klee“ – klingt sehr symbolisch. Was bedeutet er für dich?
Emily Otto: Der Titel kam total spät. Ganz lange hieß das Projekt einfach „Emi’s EP No. 1“. Erst irgendwann im Mai ist „Clover“ zu mir „gewachsen“. Ich habe gemerkt: Diese EP ist wie ein Glückskleeblatt – vier Songs, die auf natürliche Weise entstanden sind. Jeder ist einzigartig, aber sie kommen alle aus demselben Boden, aus meiner musikalischen Wurzel. Und es steckt so viel Glück darin: der Future-Sounds-Preis, die Förderung durch die Young-Stage-Academy, meine Familie, und und und. „Clover“ ist mein musikalischer Glücksbringer.
Aus welchen Songs besteht das „Kleeblatt“?
Emily Otto: „Sweet Brown Eyes“ ist das älteste Lied – gemütlicher Soul zwischen Norah Jones und D’Angelo, sehr akustisch, sehr warm. Bei „Topple Me Over“ trifft R&B auf Jazz-Fusion und Pop – einfach pure Spielfreude. „Handle Me With Care“ ist eine kraftvolle Jazz-Ballade, nackte Emotion. Nur Keys, Drums, Bass und Vocals. Ich hab’s mit meinem Bruder Dylan aufgenommen. Etwas zwischen Gregory Porter und Whitney Houston. Und „Crocus Funk“ war meine erste Single – ein Pop-Funk-Song über Frühblüher. Gute Laune, um den Winter zu überstehen.

Aufgenommen hat Emily Otto die Songs mit Hannes Pries.
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Du hast die EP mit Produzent Hannes Pries aufgenommen. Wer ist er – und was macht eure Zusammenarbeit so besonders?
Emily Otto: Am Abend als wir uns kennengelernt haben, haben wir ein Bier getrunken, ein paar Stevie-Wonder-Songs gespielt – und dann „Topple Me Over“ geschrieben. Pure Magie! Hannes ist ein Vollprofi, hat starke Projekte produziert. Er versteht meine Musik, obwohl er eher aus dem Pop kommt. Er hat sich reingehängt, Musiker organisiert, den Mastering-Kontakt zu Joe Joaquin hergestellt. Am Ende sind es immer noch meine Songs, meine Stimme, meine Texte – aber er hat sie auf ein neues Level gebracht.
Ihr habt teilweise krank und unter Zeitdruck gearbeitet. Wie bleibt man da kreativ?
Emily Otto: Die Vision war klar. Wir hatten gute Vorarbeit geleistet: Demos aufgenommen, mit der Band geprobt, sogar ein Konzert am Werner-Heisenberg-Gymnasium gespielt, bevor es ins Studio ging. Dort war’s dann gar nicht schwer, kreativ zu bleiben. Zum Beispiel die Bläser bei „Crocus Funk“, die haben wir nicht mal notiert, ich hab‘ sie einfach eingesungen. Das war mehr Jam als Arrangement.
Wie war es das erste Mal im Studio?
Emily Otto: Mit Dylan und den anderen im Studio war es direkt warm, vertraut, unkompliziert. Man hat keine Scheu, Dinge auszuprobieren oder Blödsinn zu machen. „Handle Me With Care“ haben wir im Duo aufgenommen, Drums und Bass wurden zusammen eingespielt. Hannes’ Bruder Lukas kam dann noch mit den Bläsern dazu. Ich liebe diesen familiären Spirit, der in „Clover“ steckt. Das sind meine Wurzeln. Wohnzimmer-Sound.

Emily Otto, hier mit Luna Keller, ist „Resident Artist“ der Stadt Leverkusen. Das heißt, sie wird von der Kommune gefördert und tritt häufig in der Stadt auf.
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Wohnzimmer-Sound?
Emily Otto: Ich komme aus einer Kultur von Wohnzimmer-Jams. Musik war für mich immer etwas, das man zusammen macht. Da entsteht eine besondere Magie – wenn man im selben Raum ist, sich zuhört, reagiert, lacht. Ich liebe programmierte Musik auch, aber das hier ist ein anderer Sound. Dieses „Atmen“ ist mir total wichtig. Deswegen ist die EP sehr organisch, kaum Autotune, kaum Effekte – einfach echt.
Deine Musik mischt Soul, Pop, Jazz und Funk. Wie würdest du deinen Stil selbst beschreiben?
Emily Otto (lacht): Frag mich was Einfaches! Ich glaube, mein Stil ist frei, aber zugänglich. Ich lasse alle meine Referenzen zu, ich liebe Melodien und Farben – aber es soll nicht nur für Jazz-Kenner funktionieren, sondern für alle, die Musik fühlen.
Du hast vorhin „Druck“ erwähnt: spürst du gerade mehr Rückenwind oder mehr Druck?
Emily Otto: Beides – und das sind gar keine Gegensätze. Ich spüre total viel Rückenwind: Aber wenn so viele Menschen an dich glauben, willst du ihnen das auch zurückgeben. Dann entsteht automatisch Druck. Ich will, dass sich all die Energie, die sie reingesteckt haben, lohnt. Und gleichzeitig muss ich mir sagen: „Hey, ich bin 21! Ich darf das Leben und die Musik einfach nehmen.“
Was dürfen wir als Nächstes von dir erwarten?
Emily Otto: Ich schreibe ständig – sogar meine ersten deutschen Songs sind schon da. Bald kommen zwei Akustik-Sessions mit Streichern raus, „Landscape“ und „Walk Heavy“. Im Dezember gehe ich wieder ins Studio. Nächstes Jahr steht mein Abschlusskonzert als Resident-Artist im Scala Leverkusen an – am 10. April. Und sonst: ganz viele Konzerte, ganz viel neue Musik. Also: folgt mir, kommt vorbei – und bucht mich gerne! (lacht)
